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Ausstellung 2014

     

AutobahnKreuz kaiserberg Duisburg

Das Autobahnkreuz Kaiserberg in Duisburg-Duissern an der Stadtgrenze zu Mülheim, auch bekannt als Spaghetti-Knoten, existiert seit über 40 Jahren und ist eine einmalige Konstruktion. Die Maßanfertigung wurde von Norbert Tschinke und Alfred Hötzel geplant und 1969 fertiggestellt, bis 1977 erfolgte der östliche Anschluss des Ruhrschnellwegs. Auf den ersten Blick ist die Verbindung der A40 und A3 ein unübersichtliches Gewirr von- Auf- und Abfahrten über fast 20 Brücken und durch zahlreiche Unterführungen. Bei der Planung des Kreuz Kaiserberg musste auf den Kanal im Nordosten, die Eisenbahnlinie von Südwest nach Ost, den Zoo im südlichen Bereich, auf die Wohnbebauung und auch auf den Hochbunker, der nun direkt an der Autobahn steht, Rücksicht genommen werden. Noch immer wird das Autobahnkreuz dem Verkehrsaufkommen gerecht und ist wesentlich weniger stauanfällig als die engen kleeblattförmigen Autobahnkreuze. Dennoch hat die Spaghettilösung auch zusätzliche Abtrennungen erwirkt oder vorhandene verstärkt. Schon zu Zeiten der Industrialisierung mit Bau der Bahnlinien fing die Zerschneidung der Region an. So ist zum Beispiel keine direkte Anbindung von Werthacker und Schwiesenkamp an den Dörnerhof mehr vorhanden, die Straßenzüge werden gemeinsam durch den Ruhrdeich und den Ruhrschnellweg eingeschlossen und zusätzlich durch die Bahnlinie voneinander getrennt. Durch die Präsenz der A3 fehlt auch die Verbindung zum Schnabelhuck und der Sedanwiese in dem Wäldchen am Duisburger Zoo.

Unter dem Kreuz Kaiserberg verbirgt sich aber mehr als die Verknotung zweier Autobahnen. Neben diesen und unterhalb der Brücken wird seit Jahrhunderten Landwirtschaft betrieben:
„‚Am Duissernschen Berg‘ hieß der Kaiserberg, bis ihm 1881 im Geist der damaligen Zeit zu Ehren des deutschen Kaisers der heutige Name gegeben wurde. Gemäß zeitgenössischen Versschreibern war es seinerzeit ein idyllisches Plätzchen. Schon 1457 wurde der Dörnerhof am Fuß des Kaiserbergs urkundlich erwähnt und Mitte des 19. Jahrhunderts war dieser Ort in den Ruhrauen so schön, dass die Duisburger Industriellenfamilie Böninger den Dörnerhof als Sommerresidenz wählte. Eine Obstbaum- Chaussee führte geradewegs vom Hoftor zum Kaiserberg. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Idylle neu definiert. Die Industrialisierung brachte den Bau von Eisenbahnlinien mit sich, durch den Bau wurde ein Stück Kaiserberg abgetrennt, den die Duisburger fortan ‚Sauerbraten‘ nannten, das Gegenüber ‚Schnabelhuck‘; für das jahrhundertealte Wegerecht auf der Obstbaumallee wurde der Bau einer Eisenbahnunterführung zugestanden. In den 1920er Jahren wurde der Mülheimer Hafen durch den ‚Großschifffahrtskanal‘ erschlossen, der eine versandete Ruhrschleife abkürzte. Parallel dazu entstand für den aufkommenden Autoverkehr der ‚Ruhrschnellweg‘, hier viel später als B60 bezeichnet. 1936 kam die Autobahn Köln–Berlin, die Rheinische Eisenbahn wurde näher an den Kaiserberg verlegt, um Platz für die Autobahn zu schaffen, am Dörnerhof entstand ein großer Verteilerkreis, der die Verbindung zwischen Stadt (über Carl-Benz- und Gottfried-Kinkel-Straße) und Ruhrschnellweg (über Gottlieb-Daimler-Straße) schaffte. So ging es über die Kriegszeit und die 50er Jahre, bis der Verkehr überhandnahm und der Ruhrschnellweg zur Autobahn ausgebaut werden musste, in unserem Bereich durch eine neue Trassenführung ‚querfeldein‘. Unter dem rollenden Rad entstand der Spaghettiknoten ‚auf‘ dem Verteilerkreis, der dafür langsam verschwand. 100.000 Fahrzeuge passieren nun täglich den Dörnerhof, las ich neulich.“

Auch die Siedlung Werthacker liegt eingeschlossen im Autobahnkreuz und ist idyllisch angelegt: eine typische Wohnsiedlung mit niedrigen Doppel- und Reihenhäusern. Markerpunkt für die Siedlung ist der Hochbunker unmittelbar an der Autobahn, deren Nähe sich durch ein beständiges Hintergrundrauschen bemerkbar macht. Die Siedlung besteht im Wesentlichen aus den Straßen Werthacker, Auf dem Werth und Schwiesenkamp. Es lohnt, an dieser Stelle zunächst einen Blick auf die Definition von „siedeln“, „Siedler“ oder „Siedlung“ zu werfen. Die Bezeichnung Siedlung beinhaltet eine Gruppe von Wohnstätten, aber auch bewohnte Einzelhöfe, die in räumlichem Zusammenhang stehen und eine gewisse räumliche Geschlossenheit aufweisen. Die Größe der besiedelten Fläche spielt keine Rolle. Ein Siedler ist jemand, der in einer unbewohnten Gegend den Boden bebaut und bewohnbar macht. Jemand siedelt also, wenn er sich an einem Ort niederlässt, um sich dort ein Zuhause zu schaffen. Dies lässt sich im Werthacker in allen Punkten exemplarisch nachvollziehen.

Die Siedlung Werthacker wurde von den Eltern ihrer heutigen Bewohner in Eigenarbeit gebaut, sie gründeten 1947 eigens für diesen Zweck die Siedlergemeinschaft Duisburg e.V. Mit Idealismus, Gemeinschaftsgefühl und Nachbarschaftshilfe schufen sie sich eine neue Heimat und haben es geschafft, die Gemeinschaft bis heute aufrecht zu erhalten. In der Zwischenzeit ist das Kreuz Kaiserberg entstanden, für das leider auch zwei Gebäude der Werthackersiedlung weichen mussten. Neben dem Erhalt der Lebensqualität der Siedlung verlagerte sich das Vereinsleben auf die Stärkung des sozialen Zusammenhaltes durch gemeinschaftliche Feste, Sport-, Spiel-, Gesangs- und Nähtreffs sowie eine Siedlungszeitung. Auch ein gemeinsamer Anlaufpunkt wurde geschaffen: das Vereinslokal Siedlerklause.

Bereits vor einigen Jahren wurde die Kapelle profanisiert und der Kindergarten stillgelegt. Nun haben die Siedler das Grundstück und die Gebäude mit zahlreichen Auflagen zurückerworben, um die Kirche zu erhalten.