Das Autobahnkreuz Kaiserberg in Duisburg-Duissern an der Stadtgrenze zu Mülheim, auch bekannt als Spaghetti-Knoten, existiert seit über 40 Jahren und ist eine einmalige Konstruktion. Die Maßanfertigung wurde von Norbert Tschinke und Alfred Hötzel geplant und 1969 fertiggestellt, bis 1977 erfolgte der östliche Anschluss des Ruhrschnellwegs. Auf den ersten Blick ist die Verbindung der A40 und A3 ein unübersichtliches Gewirr von- Auf- und Abfahrten über fast 20 Brücken und durch zahlreiche Unterführungen. Bei der Planung des Kreuz Kaiserberg musste auf den Kanal im Nordosten, die Eisenbahnlinie von Südwest nach Ost, den Zoo im südlichen Bereich, auf die Wohnbebauung und auch auf den Hochbunker, der nun direkt an der Autobahn steht, Rücksicht genommen werden. Noch immer wird das Autobahnkreuz dem Verkehrsaufkommen gerecht und ist wesentlich weniger stauanfällig als die engen kleeblattförmigen Autobahnkreuze. Dennoch hat die Spaghettilösung auch zusätzliche Abtrennungen erwirkt oder vorhandene verstärkt. Schon zu Zeiten der Industrialisierung mit Bau der Bahnlinien fing die Zerschneidung der Region an. So ist zum Beispiel keine direkte Anbindung von Werthacker und Schwiesenkamp an den Dörnerhof mehr vorhanden, die Straßenzüge werden gemeinsam durch den Ruhrdeich und den Ruhrschnellweg eingeschlossen und zusätzlich durch die Bahnlinie voneinander getrennt. Durch die Präsenz der A3 fehlt auch die Verbindung zum Schnabelhuck und der Sedanwiese in dem Wäldchen am Duisburger Zoo.
Unter dem Kreuz Kaiserberg verbirgt
sich aber mehr als die Verknotung zweier Autobahnen. Neben diesen und unterhalb
der Brücken wird seit Jahrhunderten Landwirtschaft betrieben:
„‚Am Duissernschen Berg‘ hieß der Kaiserberg,
bis ihm 1881 im Geist der damaligen Zeit zu Ehren des deutschen Kaisers
der heutige Name gegeben wurde. Gemäß zeitgenössischen Versschreibern war
es seinerzeit ein idyllisches Plätzchen. Schon 1457 wurde der Dörnerhof
am Fuß des Kaiserbergs urkundlich erwähnt und Mitte des 19. Jahrhunderts
war dieser Ort in den Ruhrauen so schön, dass die Duisburger Industriellenfamilie
Böninger den Dörnerhof als Sommerresidenz wählte. Eine Obstbaum- Chaussee
führte geradewegs vom Hoftor zum Kaiserberg. Ende des 19. Jahrhunderts wurde
die Idylle neu definiert. Die Industrialisierung brachte den Bau von Eisenbahnlinien
mit sich, durch den Bau wurde ein Stück Kaiserberg abgetrennt, den die Duisburger
fortan ‚Sauerbraten‘ nannten, das Gegenüber ‚Schnabelhuck‘; für das jahrhundertealte
Wegerecht auf der Obstbaumallee wurde der Bau einer Eisenbahnunterführung
zugestanden. In den 1920er Jahren wurde der Mülheimer Hafen durch den ‚Großschifffahrtskanal‘
erschlossen, der eine versandete Ruhrschleife abkürzte. Parallel dazu entstand
für den aufkommenden Autoverkehr der ‚Ruhrschnellweg‘, hier viel später
als B60 bezeichnet. 1936 kam die Autobahn Köln–Berlin, die Rheinische Eisenbahn
wurde näher an den Kaiserberg verlegt, um Platz für die Autobahn zu schaffen,
am Dörnerhof entstand ein großer Verteilerkreis, der die Verbindung zwischen
Stadt (über Carl-Benz- und Gottfried-Kinkel-Straße) und Ruhrschnellweg (über
Gottlieb-Daimler-Straße) schaffte. So ging es über die Kriegszeit und die
50er Jahre, bis der Verkehr überhandnahm und der Ruhrschnellweg zur Autobahn
ausgebaut werden musste, in unserem Bereich durch eine neue Trassenführung
‚querfeldein‘. Unter dem rollenden Rad entstand der Spaghettiknoten ‚auf‘
dem Verteilerkreis, der dafür langsam verschwand. 100.000 Fahrzeuge passieren
nun täglich den Dörnerhof, las ich neulich.“
Auch die Siedlung Werthacker liegt
eingeschlossen im Autobahnkreuz und ist idyllisch angelegt: eine typische
Wohnsiedlung mit niedrigen Doppel- und Reihenhäusern. Markerpunkt für die
Siedlung ist der Hochbunker unmittelbar an der Autobahn, deren Nähe sich
durch ein beständiges Hintergrundrauschen bemerkbar macht. Die Siedlung
besteht im Wesentlichen aus den Straßen Werthacker, Auf dem Werth und Schwiesenkamp.
Es lohnt, an dieser Stelle zunächst einen Blick auf die Definition von „siedeln“,
„Siedler“ oder „Siedlung“ zu werfen. Die Bezeichnung Siedlung beinhaltet
eine Gruppe von Wohnstätten, aber auch bewohnte Einzelhöfe, die in räumlichem
Zusammenhang stehen und eine gewisse räumliche Geschlossenheit aufweisen.
Die Größe der besiedelten Fläche spielt keine Rolle. Ein Siedler ist jemand,
der in einer unbewohnten Gegend den Boden bebaut und bewohnbar macht. Jemand
siedelt also, wenn er sich an einem Ort niederlässt, um sich dort ein Zuhause
zu schaffen. Dies lässt sich im Werthacker in allen Punkten exemplarisch
nachvollziehen.
Die Siedlung Werthacker wurde von den
Eltern ihrer heutigen Bewohner in Eigenarbeit gebaut, sie gründeten 1947
eigens für diesen Zweck die Siedlergemeinschaft Duisburg e.V. Mit Idealismus,
Gemeinschaftsgefühl und Nachbarschaftshilfe schufen sie sich eine neue Heimat
und haben es geschafft, die Gemeinschaft bis heute aufrecht zu erhalten.
In der Zwischenzeit ist das Kreuz Kaiserberg entstanden, für das leider
auch zwei Gebäude der Werthackersiedlung weichen mussten. Neben dem Erhalt
der Lebensqualität der Siedlung verlagerte sich das Vereinsleben auf die
Stärkung des sozialen Zusammenhaltes durch gemeinschaftliche Feste, Sport-,
Spiel-, Gesangs- und Nähtreffs sowie eine Siedlungszeitung. Auch ein gemeinsamer
Anlaufpunkt wurde geschaffen: das Vereinslokal Siedlerklause.
Bereits vor einigen Jahren wurde die Kapelle profanisiert und der Kindergarten stillgelegt. Nun haben die Siedler das Grundstück und die Gebäude mit zahlreichen Auflagen zurückerworben, um die Kirche zu erhalten.