Das Motel bot neben der Übernachtungsmöglichkeit entspannende Unterhaltung für den müden Pionier der A40. Die moteleigene Bühne im Trailer von The Good, the Bad and the Ugly war von Joep van Lieshout zudem mit einer Poledance-Stange ausgestattet worden, um die vage Verwandtschaft von Straße und Milieu anzudeuten. Im Zentrum des Programms sollten Dinge stehen, die sich zwischen den Stereotypen dieses Raumes und neuen Perspektiven auf seine Sprachen ansiedeln.
25.06.2010 POLEDANCE | ANGIE LEXX So war die Idee, auf der Bühne einen Pole- oder Stangentanz zu präsentieren, von der Tatsache inspiriert, dass sich der aus der Peepshow und Tabledance-Szene entstandene Showact längst zu einem knallharten Leistungssport entwickelt hat, der sich vom zwielichtigen Flair des Rotlichtmilieus hart abgrenzen will. Daran scheiterte denn auch die Einladung an solch eine Gruppe, die sich angesichts der von Atelier van Lieshout im Motel präsentierten SM-Einrichtungen zu sehr an die Herkunft ihres Sports erinnert sahen und absagten. Dass unser Nachbar von D&W in die Bresche sprang und als Zeichen guter Nachbarschaft Angie Lexx einlud, die Stange ihrer spezifischen Nutzung zuzuführen, war dann eine willkommene Lösung. Bei ihrem Tanz, der zeigt, wie man auch ohne sich auszuziehen eine perfekte erotische Show inszeniert, war das ganze Tunermeeting zu Gast. Angie erwies sich als Vollprofi und schwebte zu Rammstein und Co. federleicht durch den von AVL arrangierten Raum.
18.06.2010 DEATH METAL | MALTE STRUCK, MARK WEHRMANN Die Death Metal Performance von Malte Struck und Mark Wehrmann schien ein passender Input zum Tunermeeting. Obwohl die 15-minütige Dauerperformance, in der die beiden gleich der „Singing Sculpture“ von Gilbert & George nur ein einziges Stück mit growlendem Gesang und Gitarrenterror röhrten, ihr bisher größtes Publikum fand, zeigte sich doch, dass Musik hier vor Ort nicht die beste Wahl war. Denn die Tuner, die das Motel umlagern, kommen, um sich zu unterhalten. Auch die eigene Anlage wird nur mal kurz hochgefahren, um zu zeigen, was man hat. Dann folgt aus Respekt vor dem Nachbarn Zimmerlautstärke.
16.07.2010 TASOGARE WORLD Die respektvolle Nachbarschaft wurde beim Konzert von Tasogare World auf eine noch härtere Probe gestellt. Die kongeniale japanische Band um Shingen und Hiro wurde nach vier fantastischen Stücken freundlich gefragt, wie lange sie denn noch zu spielen gedenken. Auf die freundliche Ansage von noch drei Stücken zog man sich abwartend zurück. Dass es einem der Biker doch zu lang wurde, artikulierte er mit einem ordentlichen Burn-out, der das Motel und die Bühne kurzfristig in Nebelschwaden hüllte – ein gelungener Showact in perfekter Kooperation, der den Fahrer nach Auskunft seiner Kollegen locker einen Satz Reifen gekostet hat.
09.07.2010 B.A.C.A.A. BIKER GEGEN KINDERPORNOGRAFIE E.V. Dass Biker auch anders können, zeigt die internationale Initiative von B.A.C.A.A. Sie präsentierten ihre Arbeit, die sich gegen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen engagiert und in der Szene einen direkten Ansprechpartner für solche Fälle bieten will, bei denen die Beratungsstelle psychologisch sehr weit entfernt ist. Das persönliche Engagement steht dabei im Vordergrund der Arbeit, die sich in lokalen Gruppen organisiert.
06.08.2010 DER CONGRESS KLÄRT AUF | CONGRESS CONGRESS Congress Congress mischten sich während der Wahl zur „Schönheit der großen Straße“ unter das Publikum, um auf Rollerskates grazildilettantisch schwebend, erotisch-laszive Texte in die „autogeile Community“ einzustreuen. Von de Sade bis de la Bretonne führte das Repertoire, das die im Grunde bürgerlichen Tuner zum Wahnsinn trieb. Unvermittelt zwischen Schock und Faszination fanden sich die mit den verbalen Formen der Erotik, der obszönen Rhetorik der „Crassen Fotzen“ und der fleischfarbenen Nacktheit von Vinylstrumpfhosen konfrontierten Tuner wieder, die sonst sehr auf blanke Haut stehen.
24.07.2010 BUIO OMEGA MOTEL MADNESS – DIE LANGE NACHT DES EXPLOITATIONFILMS Der geheimnisvolle Buio Omega Filmclub stellte im Motel Bochum und im Autokino die lange Nacht des Exploitationfilms vor. In einem faszinierenden Reigen all der Filme, die jeder außer den Clubbern als Trash oder B-Pictures bezeichnet, wurde das weite Reich der Zombies und Godzillas, der Menschenfresser- und Aufklärungserotik beleuchtet. Von Nigger Charly und Allein unter Kannibalen führte das lange Programm entlang zahlreicher kommentierter Trailer bis zu Nackt im Sommerwind. Die zur Einführung tänzerisch vorgestellte Plakatsammlung des Clubs wurde im Preisquiz besonders belohnt: Der Gewinner durfte Angie aus nächster Nähe bei ihrer Sonderperformance im Filmclub zuschauen. Der Filmclub ist eine wunderbare Eigeninitiative, typisch für die Region, die wir erst während der Ausstellung kennenlernten und sofort einluden. Neben dem großen Spaß an der Sache bringen Vorstand und Mitglieder eine explizite Kenntnis ihres Metiers mit, die sie durch die Einladung illusterer Gäste wie Franco Nero ins Ruhrgebiet mit anschließender Guided Tour für die Promis erweitern – eine Kulturvermittlung der besonderen Art, bezahlt aus eigener Tasche.