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Ausstellung 2014

     

Martin Pfeifle Box 112%

Das Ambiente der Parkflächen um die Shelltankstelle an der Vietingstraße wird für die globalen Trucker am Wochenende zur temporären Heimat. Der Ort, der als leere Fläche einer Architektur des steten Wechsels und der permanenten Neugestaltung Raum gibt, füllt sich am Wochenende mit den Ladeeinheiten und farbigen Logos der internationalen Handelsgrößen. Im „On-Demand- Zeitalter“ wird die Autobahn zum größten temporären Warenlager der Welt.Zwischen die Größen der Handelsunionen schiebt sich unauffällig die Arbeit von Martin Pfeifle. „Box 112%“ taucht im bildhauerischen Maßstab leicht vergrößert zwischen den mobilen Einheiten auf, um ihr volles Volumen in einer labil anmutenden Konstruktion zu spiegeln. Die lose aufeinander getürmten Volumina erinnern an verlorene Ladung und vergessenes Gut, an die Hinterlassenschaften eines globalen Transits: der Parkplatz als Kontaktzone, als unsteter Ort der Schnittstellen, der Verschiebung und Verklappung – Crashs bleiben da nicht aus. Die ramponierte Oberfläche der Arbeit spiegelt ihr wechselndes Umfeld, die Banner und Logos der globalen Märkte, um sie unmerklich zu zerlegen, zu deklinieren und zu neuen Zeichen zusammenzusetzen. Zwischen den Zeilen komprimiert sie den Ort zu einem fulminanten Spektakel der Waren, der Zeichen, der Farben und Größen, das im Nichts verschwindet, wenn sich der Parkplatz leert.Die Arbeit nimmt so den Ort in stringenter Weise wahr. In der Leere des Platzes, die täglich entsteht, wenn die Trucker weiterziehen, werden unmittelbar andere Konnotationen evident. Die Analogie zwischen der mobilen Architektur von Container & Co. und den hingeworfenen Quartieren der Gewerbeagglomerationen, die sich kubisch in endlosen Hallen entlang der Autobahn aufreihen, um in Form und Sprache dem ephemeren Blick des Fahrens Tribut zu zollen, bringt Pfeifle subtil zur Sprache. Wenn sich hinter „Box 112%“ der Monolith von ThyssenKrupp erhebt, reflektiert die Arbeit die rudimentären wie funktionsbezogenen Formen eines hochverdichteten Verkehrsraumes als nahezu plastische Werke enormen Ausmaßes. Dass Pfeifle dieser spröden Sprache einen intensiven Moment der Poesie verleihen kann, verdankt sich seiner genauen Beobachtung des Kontextes. Im subtilen Kommentar auf die Fluktuation des Ortes selbst erweist sich die Arbeit in ihrer labilen Struktur als einzig beständiger Faktor im Raum des Transits und konstituiert einen kurzen Moment der Kontinuität des Unbestimmten zwischen den lautstarken Sprachen der Straße.