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Tunermeeting Bochum

Das Tunermeeting findet jeden Freitag statt. Bei dem informellen Treffen kommen diejenigen zusammen, die mit einer Unmenge an Engagement, Liebe und Arbeit aus einem herkömmlichen Opel Corsa einen Traum in Lack und Leder kreieren. Wo vielen der Verständniszugang zum eigenwilligen Interesse an der Aufwertung des eigenen Fahrzeugs fehlt, hilft ein Besuch am Dückerweg. Entgegen der Erwartungen ist hier, wo ab 18.00 Uhr die Flügeltüren hochgeklappt, die Grills angeschmissen und die Softdrinks aufgemacht werden (man muss ja noch fahren …) eine Szene mit subtilem Humor und gut organisierter Selbstverantwortung am Werk. Wo viel PS und Hochglanzlack regieren, zählen erstaunlicher Weise die kleinen Marken von Opel bis Hyundai und nicht Mercedes & Co. Die bombastische Anlage wird nur zu Demonstrationszwecken hochgefahren, sonst zählt der Respekt vor dem Nachbarn, der vielleicht lieber was anderes hört. Auch zu viel Burn-out ist verpönt, wo viele mit Kind und Kegel den Sommer verbringen. Man ist sich gegenseitig die eigene Unterhaltung und die Clique zählt fast mehr als der eigene Wagen. Das sympathische Nebeneinander verschiedenster Interessen organisiert sich erstaunlich gut und wie von selbst, wo es keinen Chef und Veranstalter gibt. Auch die Staatsgewalt hält sich zurück, da ohnehin niemand auszumachen ist, der für den täglichen Verstoß gegen das Versammlungsverbot dingfest gemacht werden könnte. Wenn sich die Wagen allerdings bis auf die A40 stauen, greift sie selbst zu informellen Methoden und legt ein paar der immer irgendwie halblegalen Boliden still – ein mächtiges Mittel in der städtischen Kommunikation jenseits der Norm.

Das selbstorganisierte Treffen entstand irgendwann im Umfeld von D&W, dem größten Geschäft für „Fahrzeugaufwertung“, wie man das Tuning amtlich nennt, und hat sich längst verselbstständigt. Organisationslos lebt es jedoch weiterhin von dem Ort, der in nun über 15 Jahren selbst zum Kult der Subkultur geworden ist. Wer nur durch die von den Wagen gebildeten Gassen flaniert, bleibt vielleicht bei seinen (Vor)Urteilen, die die Tuner mit verschmitztem Humor nur zu gerne bestätigen. Wer sich aber auf Gespräche einlässt, entdeckt sympathisch komplexe Charaktere und die subtile Vielschichtigkeit, den Humor und die Selbstironie zwischen den Zeilen eines Ortes, den sich so keiner ausdenken kann – außer seinen Protagonisten.