Ausstellung 2010
Konzept
Themen
Neue Landschaften
Globalokal
Neue Pläne
Neue Geschichte
Roadmovie Ruhr

Orte
KÜnstler
Programm
A40 Spezial
Texte
Presse | Medien
Publikation
Auszeichnung

Team
Kontakt
Links
AUsstellung 2014

     

Neue Pläne

Parallel zu „B1|A40 Die Schönheit der großen Straße“ wurde im Rahmen des „Mobilitätsbandes A40|B1“ von der Stadt Bochum stellvertretend für die Anrainerkommunen der A40 der „Regionale Masterplan A40|B1“ und das „Gestalthandbuch A40|B1“ zur zukünftigen Gestaltung der A40 in Auftrag gegeben und am 12.07.2010 verabschiedet, die im Folgenden vorgestellt werden.

Regionaler Masterplan A40|B1

Man darf und muss sich fragen, ob im Ruhrgebiet in der „Nach-IBA-Zeit“ nicht schon genügend Masterpläne erarbeitet wurden und ob es wirklich noch eines zusätzlichen Masterplans zur Entwicklung des Ruhrschnellwegs, der A40|B1, bedurft hätte. Wäre da nicht die gewachsene Erkenntnis, dass Image, Adresse sowie die kulturelle Bedeutung dieses zentralen Verkehrs- und Stadtraumes als Standortfaktoren im Sinne des territorialen Kapitals an Bedeutung gewinnen werden. Und wären da nicht auch ganz spezifische Herausforderungen gegeben, die angesichts des bereits laufenden verkehrstechnischen Ausbaus eine planerisch/konzeptionelle Neupositionierung der stadträumlichen Bedeutung des Verkehrsbandes und der angrenzenden Stadträume erforderlich machen würden. Faktisch geht es dabei um den sechsspurigen Ausbau und die Einkapselung des Straßenraumes mit sechs Meter hohen Lärmschutzwänden. Der Ausbau der A40|B1 zu einer leistungsfähigen Autobahn für eine der dicht besiedeltsten Regionen Europas geht in die nächste Etappe. Ein kurzer Blick zurück: Vor rund zehn Jahren fand in Gelsenkirchen eine internationale Herbstakademie zur A40|B1 statt. Studierende unterschiedlichster Disziplinen befassten sich mit dem Stadtraum entlang dieser „lauten Straße“ und entwarfen Zukunftsbilder, setzten Akzente und provozierten damit eine neue Debatte: „Die A40|B1 als die ChampsÉlysées des Ruhrgebietes.“ Vordergründig eine extrem hinkende Metapher. All die Lärmschutzwände, technischen Brückenbauwerke, die Tunnelabschnitte oder die Blicke in die Hinterhöfe des Ruhrgebiets, die sich wohl kaum mit dem Stadtraum der Pariser Prachtstraße in Verbindung bringen lassen. Aberder Vergleich animiert auch dazu, über die vorhandenen und vielleicht verborgenen Talente des Straßenund des Stadtraumes im und vor allem für das Ruhrgebiet neu nachzudenken.

Der Ruhrschnellweg ist einer der wenigen durchgängigen, ost-west-verlaufenden Stadträume, der alle großen Kernstädte des Ruhrgebiets in Beziehung zueinander setzt. Viele Universitäten, überregional bedeutsame Technologiestandorte und internationale Unternehmenszentralen haben im direkten Nahbereich zur A40|B1 ihre Adressen. In einer Region, die Fremde und Besucher immer eher als großes, undurchschaubares Labyrinth erleben, gibt die A40|B1 die notwendige Orientierung. In der Wahrnehmung aber war und ist die Autobahn Rückseite, Randzone und nur für den Autofahrer bekanntes Terrain – nicht zuletzt aufgrund der ständigen Staus äußerst negativ belegt. Diese Wahrnehmung zu ändern, eine neue Sicht auf den vorhandenen, vielfältigen Stadtraum und seine Potenziale zu werfen und diese zu entwickeln, ist daher die eigentlich treibende Kraft des Masterplanes A40|B1.

Aus Anlass der verkehrstechnischen „Modernisierung“ des Ruhrschnellwegs hat sich eine interkommunale Initiative der Städte „von Moers bis Unna“ unter Federführung der Stadt Bochum gebildet und sich zum Ziel gesetzt, einen „Regionalen Masterplan A40|B1“ für den Stadt- und Verkehrsraum entlang des Ruhrschnellwegs zu erarbeiten. Im Fokus des Interesses stand die Suche nach einem gemeinsamen Verständnis im planerischen Umgang mit der Straße selbst, wie mit den vielzähligen, oftmals untergenutzten Standorten und den hoch belasteten Wohngebieten „rechts und links“ der Autobahn. Im Rahmen der Erarbeitung des regionalen Masterplans waren Fragen zu klären, wie dieser 75 Kilometer lange Stadtraum strukturiert, das regionale Profil erkennbar, die angrenzende Struktur der regionalen Stadtlandschaft ablesbar und die Orientierungswirkung verbessert werden können. Darüber hinaus drängten sich Fragen auf, wie auch einzelne Anrainerstädte ihre Wahrnehmbarkeit schärfen und ein eigenes spezifisches Gesicht zum Verkehrsband ausbilden können. All diese Fragen lassen sich nicht isoliert beantworten. Ein solcher Masterplan ist nicht als isolierte fachplanerische Leistung zu verstehen und kann erst recht nicht als dirigistisches Planwerk einer irgendwie definierten „Masterplaninstanz“ begriffen werden. Der regionale Masterplan musste sich von Beginn an als Plattform einer öffentlichen Debatte zur Entwicklung des gemeinsamen Stadtraumes etablieren, musste Gehör finden, Akteure vernetzen und das vorhandene Kreativpotenzial aus den verschiedensten Feldern von Politik, Verwaltung, Städtebau und Wissenschaft aktivieren. Der Masterplanprozess war und ist damit nicht nur Mittel zum Zweck, sondern kultureller Beitrag einer öffentlichen Diskussion um die Zukunft der Region.

Eine Reihe aufeinander abgestimmter Werkstätten und Arenen prägte diesen Prozess, gab ihm Kontur und brachte Wissen, Erfahrungen und Ideen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen: aus Politik und Verwaltung ebenso wie aus Verbänden, Institutionen, Unternehmen und Vereinen.

Über den Regionalen Masterplan A40|B1 wurde ein Prozess der Umdeutung und In- Wert-Setzung eingeleitet, der über die (Neu-) Programmierung von Entwicklungsräumen (so- genannte RegioPOLE), über die Verständigung auf Leitlinien und Entwicklungsschwerpunkte und über die Ausbildung erfahrbarer Raumsequenzen zu einer neuen Qualität des regionalen Stadtraumes entlang der Stadtautobahn führen kann. In der Summe bilden die konzeptionellen Aussagen und Vereinbarungen die Basis zu einem neuen regionalen Verständnis im Umgang mit der Stadtautobahn: weg von der alleinigen Orientierung auf verkehrsfunktionale Anforderungen und Belange hin zu dem vernetzten Bild einer urbanen Stadtautobahn als verbindendes Rückgrat der Region.

Der Ruhrschnellweg hat beste Voraussetzung dazu, „Schaufenster“ und Entwicklungsachse der „Metropolregion im Werden“ sein zu können. Voraussetzung dazu ist, den begonnenen Dialog nun auch konsequent weiterzuführen, eingeführte Formen der Zusammenarbeit zu verstetigen und weitere Partner in den Prozess einzubeziehen. Der Regionale Masterplan A40|B1 steht erst am Beginn dieser lohnenden regionalen Initiative im Ruhrgebiet.